Immanuel Kant und die Familie Loyal

Der junge Kant nach einer Zeichnung Immanuel Kant Porträt nach einer von Charlotte Amalia Keyserling ca. 1755 Zeichnung von Veit Hans Friedrich Schnorr v. Carolsfeld gestochen von Joh. Friedrich Bause 1791

        

 

Geb. 22.4.1724 Königsberg; gest. 12.2.1804 Königsberg.
Als viertes von neun Kindern eines Riemermeisters besuchte Immanuel Kant von 1732 bis 1740 das streng pietistische Gymnasium Fridericianum in Königsberg. 1740-46 studierte er an der Königsberger Universität; danach unterrichtete er als Hauslehrer (Hofmeister) bei verschiedenen Familien in Ostpreußen. 1754 kehrte er nach Königsberg zurück, wurde zum Magister promoviert, habilitierte sich und nahm eine thematisch sehr breite Vorlesungstätigkeit auf: Logik, Metaphysik, Moralphilosophie, Mathematik, Physik, Geographie (die er als akademisches Lehrfach einführte), später noch Anthropologie, Pädagogik, Naturrecht, natürliche Theologie, gelegentlich auch Festungsbau. Seine ungesicherte wirtschaftliche Lage besserte sich aber erst 1770, als ihm endlich die Professur für Logik und Metaphysik übertragen wurde; Rufe nach Erlangen, Jena und Halle lehnte er ab. 1796 stellte er seine Vorlesungen ein, 1801 zog er sich aus den akademischen Ämtern zurück.

In den Jahren 1747 - 1750 lebte Immanuel Kant als 'studiosus philosophiae' bei Pfarrer Daniel Ernst Andersch (tätig ab 1728 - 1771) in Judtschen und arbeitete dort als Hauslehrer.

Kant stand auch in enger Verbindung mit den Dorfbewohnern. Dies zeigt das Taufregister von Judtschen, wo er im Jahre 1748 bei zwei Kindern als Pate aufgeführt wird.

Am 27.10.1748 war Kant Pate bei der Taufe von Samuel Challet. Wir finden folgenden Eintrag (siehe Taufreg., KB Judt., B 25, S. 58 re, Nr. 38): "Den 27. Oct. läßt tauffen der Schulmeister Jacob Challet aus Judtschen sein Söhnlein mit dem Nahmen Samuel. Die Mutter heißet Catharina Blattin, die Tauffzeug sind gewesen Immanuel Kant Studiosus Philosophie und die Frau Prediger Andersch aus Judtschen". Die Schwester von Samuel war Susanna Gertrud Challet (1746 - 1803). Sie heiratete 1765 den Landwirten Peter Brommond (1744 - ... = a V 93) aus Kl. Wersmeningken. Die Eltern waren Peter Brommond und Judith Loyal (a IV 54).


Die Eltern von Samuel und Gertrud Challet waren Johann Jacob Challet (1686 - 1771) und Catherina Belat. Jacob Challet war 1711 aus der Schweiz von Moudon, Kanton Waadt auf eigene Koste nach Ostpreußen eingewandert. Er war von Beruf Schulmeister ("Precentor" bzw. "Cantoris und Schulmeister in Judtschen"). Bedingt durch seine Tätigkeit als Kantor, bestand auch eine enge Beziehung zur Familie des Pfarrers Andersch und somit auch zu Kant.

Am 8.12.1748 war Kant Pate bei der Taufe von David Pernoud (siehe Taufreg., KB Judt., B 25, S. 58 re, Nr. 43): "Den 8. Dec. David der Vater heißt David Pernoud, die Mutter Sara geb. Hürtgen, die Taufzeugen: Hr. Immanuel Kant, Hr. Paul Benjamin Andersch, Abraham This, Peter Mambry, Jsaac Grojean, Magdalena Dio, Maria Mullerin, Elisabeth Hürtgen." Der Vater (David "Perno") starb am 2.1.1782 in Kl. Wersmeningken im Alter von 60 Jahren an "Dampf und Entkräftigung". Ob dieser mit dem obigen David P. identisch ist, blieb bisher ungeklärt.

Familie Pernoud stand auch mit Familie Loyal in verwandtschaftlicher Beziehung. So heiratete Marie Magdelaine Loyal (1732 - 1759 = a V 83) am 22.1.1755 in Judtschen David Perrenoud (1727 - ...). David war "Instmann" in Judtschen.

In einer im Besitz der Familie Loyal aus Judtschen befindlichen alten Bibel, hatte Kant persönlich seinen Namen eingetragen. Diese Kostbarkeit wurde später von den Nachfahren mit Stolz den Gästen des Hauses gezeigt, bis das Buch in den Wirren des 1. Weltkrieges verloren ging. In Erinnerung an seinen großen damaligen Einwohner führte ab 1935 das 374 Einwohner zählende Judtschen den Namen Kanthausen.

Die Kirche und das Pfarrhaus in Judtschen wurden im 2. Weltkrieg kaum zerstört. Sie wurden wirtschaftlich genutzt, zerfiel aber in den Nachkriegsjahren. Die letzten Reste trug die Armee 1985 ab.

1994 existierte nur noch das ehemalige Pfarrhaus in Judtschen. Die rechte Hausseite war noch bewohnt, der übrige Teil befand sich in einem desolaten Zustand. Auch die ehemalige zweiklassige Schule existierte noch. Darin wohnte in der linken Hausseite eine Familie, der restliche Teil war bereits ohne Dach. Von der Ortschaft selbst (heute Wesselowka) haben sich nur noch ca. 30 Prozent der alten Häuser und Höfe erhalten.

Literatur:
Vgl. Haagen, Auf den Spuren Kants in Judtschen, Altpr. Monatsschrift 1911, S. 382-411 u. 528-556.
Fritz Gause, Jürgen Lebuhn, Kant und Königsberg bis heute, Leer 1989.
 

Links:
http://www.gymnasium-meschede.de/projekte/projekt12-02/deutsch/kant.htm
http://www.uni-marburg.de/kant/webseitn/k_haller.htm
http://www.uni-marburg.de/kant/webseitn/copy.htm